Kinderglaube?!
Wie Kinder Vertrauen ins Leben und zu Gott entwickeln –
Unterschiedliche Sichtweisen auf Kinder und Glaube
„Glaube von Kindern“ wird in Kirche und Religionspädagogik mit unterschiedlichen Perspektiven und Akzentsetzungen thematisiert. Da ist zum einen das kirchliche Interesse der „Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation“1 und damit der Wunsch, Kinder christlich zu sozialisieren und ihnen eine gute Beziehung zu Kirche und Glaube zu ermöglichen. eben diesem von der Kirche und den Erwachsenen her gedachten „Vermittlungsansatz“ nehmen partizipative und subjektorientierte Ansätze viel stärker in den Blick, wie Kinder selbst ihren Glauben entwickeln2: Welche Erfahrungen und Lebenswelten bringen Sie mit? Inwiefern ist dabei Glaube für sie relevant? Welche Fragen und Interessen bringen sie ein? Welche Zugänge zu Religion, Glaube und Kirche finden sie?
Kinder sind dabei als kompetente Subjekte wahrgenommen, die Anregungen ihres Umfeldes aufnehmen, produktiv verarbeiten und selbst ihre Vorstellungen von Gott und Glaube konstruieren und weiterentwickeln.3 Die Aufgabe der Religionspädagogik wird somit als eine Aufgabe der Anregung, Begleitung und Moderation von religiösen Bildungsprozessen gedacht, in der Interaktion und Kommunikation eine ganz wesentliche Bedeutung haben.4
Gemeinsam ist allen aktuellen Ansätzen, dass Glaube und Leben eng zusammengesehen werden müssen. Sie möchten ermöglichen, dass Glaube Kinder im Leben stärkt, ihnen Halt und Orientierung gibt und fragen danach, wie dies gelingt.
Mit den unterschiedlichen Ansätzen ist auch eine unterschiedliche Haltung zum „Kinderglauben“ verbunden. Was macht den Glauben von Kindern aus? Verstehen wir kindlichen Glauben in seinen Erfahrungswelten als vollwertig oder muss er erst noch „wachsen“5 hin zu einem „mündigen reflektierten erwachsenen Glauben“6? Geht es im Glauben im Wesentlichen um „objektive“ Glaubensinhalte der christlichen Lehre und Ausdrucksformen der Kirche, die Kindern nahegebracht werden sollen? Und/oder geht es im Glauben in erster Linie um das Vertrauen zu Gott, der sich immer wieder neu zeigt, und um den Menschen, der sich den Glauben immer wieder subjektiv zu eigen macht? Welche Bedeutung haben Erfahrungen für den Glauben von Kindern, ihr Vertrauen zum Leben und in Gott? Wie verhält sich der Wunsch, Kindern Glauben nahezubringen, zur eigenen Positionierungsmöglichkeit der Kinder und zur Unverfügbarkeit des Glaubens?
Eigene Beobachtungen zum „Kinderglauben“
Vor einer fachlichen Reflexion zur religiösen Entwicklung von Kindern möchte ich Sie zu einem Gedankenexperiment einladen.7 Stellen Sie sich unterschiedliche typische und untypische Gegenstände/Symbole vor, die etwas mit Kinderglaube zu tun haben könnten: Seifenblasen, Herz, Blume, Schäfchen, Batterie, Kaleidoskop, Liederbuch, Kuscheldecke, Kerze, Ball, bunte Tücher, Stern, Kinderbibel, Regenbogen, Taschenlampe, Kompass, Bausteine… Suchen Sie sich nun einen Gegenstand aus, der aus ihrer Sicht etwas mit Kinderglaube zu tun hat. Beantworten Sie sich folgende Fragen: Warum haben Sie sich diesen Gegenstand ausgesucht? Was ist Ihnen daran wichtig für den Glauben von Kindern? Gegebenenfalls auch: Was war Ihnen als Kind daran wichtig? Welche Gefühle waren damit verbunden?
Gedankenexperiment:
Was ändert sich vom Kinder- zum Erwachsenenglauben?
Danach bitte ich Sie darüber nachzudenken, was für Sie als Erwachsene:r von diesem Kinderglauben wertvoll ist. Vielleicht ist manches ganz ähnlich geblieben, möglicherweise stimmt auch einiges aus Kindertagen heute nicht mehr. Das geht dann über in die Frage: Was verändert sich vom Kinderglauben hin zum Erwachsenenglauben?
Vielleicht würden Sie jetzt antworten: „Eigentlich hat sich nichts Wichtiges verändert. Das Vertrauen, nicht allein gelassen zu sein, ist immer noch da“, oder „Ich habe oft ganz konkrete Vorstellungen entwickelt und vieles ganz wörtlich genommen, heute weiß ich, dass es um bildliche Sprache geht und dass Vorstellungen sich verändern können“, oder „Als Kind habe ich vieles einfach als Wunder hingenommen, jetzt frage ich da kritisch nach und glaube nicht einfach mehr alles“, oder „An den lieben Gott kann ich angesichts dessen, was passiert, heute nicht mehr glauben“.
Fachliche Perspektiven
Dieses Gedankenexperiment ist angeregt durch die Forschungsmethode von Anna-Katharina Szagun, die Langzeitstudien zur religiösen Entwicklung von Kindern gemacht hat8, indem sie Kinder gebeten hat, eine Gegenstandskollage zu erstellen, unter anderem mit der Fragestellung, was ihrer Meinung nach gut zu Gott passt. Durch die Wiederholung der Fragestellung über mehrere Jahre hinweg, die Auswertung der Gegenstandskollagen und die Gespräche mit den Kindern und später jungen Erwachsenen kam sie zu ihren Ergebnissen, von denen ich einige vorstellen möchte:
Welche Gegenstände verbinden Sie mit Kinderglauben? Was verändert sich
vom Kinderglauben hin zum Erwachsenenglauben?
Das Gotteskonzept bei Kindern besitzt eine kognitive und eine emotionale, motivationale Dimension: Gottesverständnis und Gottesbeziehung. Im Glauben kommt es in erster Linie auf eine tragfähige Gottesbeziehung an, die durch das Gottesverständnis nicht behindert werden soll. Damit Kinder ein eigenes Gotteskonzept entwickeln können, brauchen sie Begegnung mit Erzählungen von Gott. „Gott fällt nicht einfach vom Himmel“, formuliert
Szagun prägnant.9 Kinder nehmen unterschiedliche Vorstellungen und Ansichten, Anregungen, Erfahrungen und Erzählungen auf und entwickeln daraus kompetent und produktiv eigene Konzepte. Dabei ist ihnen mehr zuzutrauen, als Stufenmodelle glauben machen.10
Problematisch wird es, wenn Kindern ein Gottesverständnis oder Bibelkonzept angeboten wird, das nicht vereinbar mit ihren Erfahrungen ist. (z.B. Wörtliches Verständnis der Schöpfungserzählungen gerät in Widerspruch zu Erkenntnissen der Naturwissenschaft) Ebenso wie naive Konzepte stört dies die Gottesbeziehung und führt Kinder oft in Sackgassen oder gar zur Abwendung vom Glauben.
Kinder brauchen die Begegnung mit Erzählungen von Gott
Dies geschieht, wenn Lebenserfahrung, Weltbild und Gottesverständnis nicht mehr vereinbar sind, die Konzepte starr bleiben und nicht überarbeitet werden können. Versprechen über Gott, die nicht gehalten werden, können in einen „Enttäuschungsatheismus“ führen. (z.B.: „Gott passt immer auf dich auf. Dir kann nichts passieren.“)
Die Ergebnisse von Szagun möchte ich in Bezug setzen zu Erkenntnissen aus der weiteren Forschung zur religiösen Entwicklung von Kindern. Am Anfang der religiösen Entwicklung geht es um Erfahrungen und Gefühle und noch nicht um ausdrücklich religiöse Vorstellungen oder Gottesbilder. Gleichwohl sind diese Erfahrungen von grundlegender Bedeutung für die spätere religiöse Entwicklung, manchmal sogar noch im Erwachsenenalter. So wird übereinstimmend darauf hingewiesen, dass die Entwicklungsaufgabe11, Vertrauen ins Leben zu finden, grundlegend für die religiöse Entwicklung ist. Die Erfahrung von Geborgenheit und Vertrauen, später auch die Erfahrung, wie Bezugspersonen auch in schwierigen Situationen Halt finden, ist für Kinder hilfreich zur Entwicklung einer tragfähigen Gottesbeziehung.12
Unterschiedliche Erfahrungen der Kinder führen zu existentiellen Fragen etwa nach dem Sinn des Lebens, nach dem „Woher“ und „Wohin“ des Lebens, nach Gerechtigkeit, nach dem Leid… diese Fragen können zu religiösen Fragen werden, auf die die Kinder auf unterschiedliche Weise Antworten suchen und erproben und wieder weiterfragen.13
Kinder arbeiten mit konkreten und bildhaften Vorstellungen und verstehen Aussagen über Gott in der Regel wörtlich. Gottesvorstellungen der Kinder umfassen anthropomorphe Vorstellungen (weiße Haare, Bart), räumliche Vorstellungen (wörtlich verstandener Himmel, Wolke), übermenschliche Vorstellungen (mächtig, unsichtbar, sehr große Ohren, sieht alles, kann zaubern), Vorstellungen vom Schöpfergott und metaphorische Vorstellungen. Entgegen der Stufenmodelle zeigt Szagun dabei auf, dass diese Vorstellungen sehr individuell sind und stark davon abhängen, welche Vorstellungen und Bilder den Kindern durch die Kultur und durch Bezugspersonen angeboten werden. Die Vielfalt der Gottesvorstellungen (Gott ist wie ein Licht, eine Burg, eine Glucke, ein Fels, ein Schirm…) hilft Kindern zu begreifen, dass immer nur Aspekte von Erfahrungen mit Gott ausgedrückt werden können und dies am leichtesten in Bildern und Metaphern geschehen kann.
Geht es darum, dass Religion und Glaube Kinder für ihr Leben stärken, dann geht es um den Wert und die Würde des Ich, die Vergewisserung und Orientierung, die Zukunftshoffnung und die Freiheit des Glaubens. In vielen biblischen Geschichten finden sich resilienzstärkende Faktoren.14 Wichtig für die stärkende Kraft ist wieder der Bezug zu einem Gott, der Freiheit gibt und Vertrauen schenkt. Zerrbilder des Gottesglaubens wie der strafende und aufrechnende Gott statt des heil-machenden Gottes, der Todes-Gott statt des Gottes des Lebens und der Leistungsgott statt des liebenden Gottes, wecken in den Kindern dagegen Angst und Unsicherheit.15
Existenzelle Fragen: Der Sinn des Lebens, Gerechtigkeit, Leid
Nachdem die Stufenmodelle zur religiösen Entwicklung besonders auf der kognitiven Entwicklung der Kinder aufbauen, ist in der Literatur häufig zu wenig berücksichtigt, dass „die Sprache des Glaubens mehr als Worte umfasst“16. Vielmehr bringt sie „Saiten in der Seele zum Schwingen und Klingen, die Hoffnung, Geborgenheit und Zu-versicht wecken“17.
Kinder haben meist ein feines Gespür für Stimmungen, für eine besondere Atmosphäre, für Ernsthaftigkeit, Freude und Feierlichkeit. Kinder lernen vor allem durch Erfahrung und Erleben, durch Dabei-Sein, Nachahmung und Mitmachen. So entwickelt sich über die Beziehungsebene und positive Emotionen „ein inneres Bild von einer Welt, auf die man sich grundsätzlich verlassen kann, und einem Leben, das lebenswert ist“18. Daraus kann sich ein Vertrauen zu Gott entwickeln, der Freund der Menschen ist.
Wichtig ist der Bezug zu einem Gott, der Freiheit gibt und Vertrauen schenkt
Neben der emotionalen und der kognitiven Ebene ist für die Entwicklung von Kindern auch das Handeln entscheidend. Kinder wachsen in unterschiedliche Rituale hinein und entwickeln ihre eigenen. Sie machen zunächst mit, ahmen nach, übernehmen, was wertvoll ist, und eignen sich ihre Räume an.
Wo sie selbst aktiv sind, Aufgaben und Verantwortung übernehmen, ihre eigenen Gedanken ins Spiel bringen, machen sie prägende Erfahrungen. Religiöse Bildung kann dabei implizit im sozialen Miteinander und eigenem Engagement wie in der Kinder- und Jugendarbeit oder stärker explizit wie in der Konfi-Arbeit oder der aktiven Mitwirkung in Gottesdiensten (Kita-Gottesdienste, „Krippenspiele“, Kinder- und Jugendgottesdienste) geschehen.
Konsequenzen für die Begleitung der Kinder
Begreifen wir Kinder als aktive Gestaltende ihres religiösen Bildungsprozesses, dann müssen „Kinder in die Mitte“19 unserer Überlegungen treten. Mehr noch: Wir müssen Kinder selbst nach ihren Erfahrungen und Vorstellungen befragen und dann das, was sie an Interessen und Fragestellungen mitbringen, wirklich aufgreifen. Damit Glaubensthemen für Kinder Relevanz gewinnen, brauchen sie Bezugspersonen, Peers oder Erwachsene, die sich selbst mit Glauben auseinandersetzen. Sie brauchen die Erfahrung, dass Glaube in ihrem alltäglichen Leben im Umgang miteinander und im gesellschaftlichen Engagement bedeutsam wird, Sicherheit in Übergangssituationen gibt und in Festen und Ritualen erinnert wird.
Es geht also darum, „Räume für Erfahrungen und Erkenntnisse zu öffnen, in denen junge Menschen selbstbestimmt dem christlichen Glauben begegnen und sich zu ihm in Beziehung setzen können“20. Zunehmend finden Kinder solche Räume eher in kirchlichen Kitas, in der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit, im Religionsunterricht und in der Konfiarbeit als in
der Familie.
„Aufpasser-Gott“, „Wunsch-Erfüller-Gott“ oder echtes Gegenüber?
Kinder gewinnen durch die Kommunikation des Evangeliums Möglichkeiten und Anregungen, ihre Vorstellungen von Gott zu entwickeln und weiterzuentwickeln. Dazu brauchen sie Begleiter:innen, die selbst bereit sind, ihr Gotteskonzept zu klären. Gott soll nicht zum verlängerten Arm unserer Moral werden, Gott ist auch kein „Aufpasser-Gott“, sondern Gott zeigt sich immer wieder neu und ermöglicht Vertrauen. Er ist auch kein „Wunsch-Erfüller-Gott“, sondern ein Gegenüber, das manchmal auch unbegreiflich bleibt. Es wird darauf ankommen, dass schwierige Lebenserfahrungen nicht verschwiegen werden und Fragen und Zweifel ihren guten Platz finden. Biblische Texte gewinnen Gewicht als Ausdruck von Erfahrungen von Menschen mit Gott. Kinder werden angeregt, die Wahrheit der Texte im Sinnzusammenhang zu suchen und nicht auf einer naturwissenschaftlichen oder historischen Ebene.
Staunen, Entdecken und Hinterfragen, Spiel und Gespräch, der Raum für unterschiedliche Gefühle und Ausdrucksweisen für Freude und Lachen, manchmal auch für Wut und Trauer in Liedern und Musik, Feier und Tanz, Gebet und Stille bieten wichtige Basisvoraussetzungen.
Religiöse Bildung nicht nur im Blick auf die Kinder, sondern mit den Kindern denken
Um sich auf Lebens- und Glaubensthemen einlassen zu können, ist die Sicherheit der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft wichtig, in der diese Themen ihren Platz haben. Fragen von Teilhabe und Inklusion spielen da eine große Rolle. Szagun macht zu Recht auf das Thema der sozialen Gerechtigkeit in der Verkündigung Jesu aufmerksam.
Im Sinn eines interaktiven, kommunikativen Geschehens, des Vermeidens einer Vereinnahmung und im Sinn einer interreligiösen und interkulturellen Offenheit ist es wichtig, dass Kinder selbst entscheiden, mit welcher Nähe oder Distanz sie sich gegenüber Glaubensüberzeugungen verhalten. Damit Kinder hinsichtlich der Glaubensinhalte nicht in Sackgassen geraten, ist es gut, wenn sie Impulse bekommen, die ihre Glaubensaussagen und ihre Gottesvorstellungen beweglich halten.
Dies gelingt:
- indem sie Raum bekommen, ihre Fragen und Erfahrungen einzubringen,
- indem sie sich über unterschiedliche Gottesvorstellungen austauschen können, ihre Ansichten weiterentwickeln und Aussagen korrigieren, wenn sie den Lebenserfahrungen widersprechen,
- indem sie entdecken, wie in biblischen Geschichten immer wieder neue Gotteserfahrungen zur Sprache kommen,
- indem sie in Liedern und biblischen Texten, in Kirchen und Kunstwerken immer wieder neue Symbole und Metaphern für Gottes Wirken entdecken,
- indem sie in Ritualen und Festen und im Miteinander Ausdrucksformen des Glaubens wahrnehmen können.
Religiöse Bildung weiterentwickeln
Wollen wir nachhaltige religiöse Bildung stärken, dann wird es zunehmend darum gehen, religiöse Bildung nicht nur im Blick auf Kinder zu denken, sondern mit den Kindern zu denken.21 Ausgangspunkt der Religionspädagogik ist das Kind, seine Interessen und Bedürfnisse, seine Erfahrungen mit Gott und der Welt und seine Fragen. Partizipation der Kinder hat in Kirche und Religionspädagogik oft noch Luft nach oben.
Um sich auf Lebens- und Glaubensthemen einzulassen, brauchen Kinder eine sichere Gemeinschaft. Das kann zum Beispiel die Kinder- und Jugendarbeit sein.
Wo können Kinder ihre Erfahrungen, Gedanken und Fragen einbringen? Wie werden ihre Wünsche und Interessen aufgenommen und welche Konsequenzen werden gezogen? Wie können sie sich Räume aneignen? Wo entscheiden sie selbst über Themen und Inhalte oder Aktionsformen? Welche Informationen und Impulse erhalten Kinder, um selbstbewusste Entscheidungen treffen zu können?…22
Religiöse Bildung geschieht durch Erfahrung, Kommunikation, Teilhabe und aktive, selbstbestimmte Aneignung.23 Kinder lernen nicht nur mit dem Kopf, sondern vor allem mit Herz und Hand, so dass die emotionale, motivationale Dimension sowie die Handlungsebene nicht unterschätzt werden darf. Impulse zu Glaubensinhalten und christlichen Traditionen müssen mit den Erfahrungen vereinbar sein, damit der Kinderglaube im weiteren Lebenslauf bedeutsam bleibt.
Interaktion und Kommunikation fordern Raum für eigene Positionierung und für interreligiösen Dialog. Inklusion und ein wertschätzender Umgang mit Vielfalt eröffnen auch für die Religionspädagogik große Chancen, die noch stärker genutzt werden können. Beziehungsarbeit, soziales Miteinander und der diakonische Auftrag der Kirche sind weiterhin als wichtige Basis, als Teil und als Konsequenz religiöser Bildung wahrzunehmen.
Pfarrerin Susanne Menzke ist Referentin für frühe religiöse Bildung und Fachakademien für Sozialpädagogik im Religionspädagogischen Zentrum Heilsbronn.
Du hast Interesse am Thema „Kinderglaube“?
Du findest weitere Artikel dazu in der Ausgabe 4/24 Was Kinder glauben.
Titelbild: Eine Laterne zum Martinsumzug (Fotos: Arnica Mühlendyck)
Literatur und Hinweise
- 1 So in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern auf der Frühjahrsynode 2019 im Rahmen des Reformprozesses PUK als Strategisches Ziel und Schwerpunkt der kirchlichen Arbeit formuliert.vgl. dazu meine kritische Stellungnahme https://www.rpz-heilsbronn.de/arbeitsbereiche/fruehe-bildung/themen-und-inhalte/weitergabe-des-glaubens/
- 2 Vgl. z.B. F. Karcher/P. Freudenberger-Lötz/G. Zimmermann (Hg.): Selbst Glauben, 2. Auflage 2017 oder S. Altmeyer et al. (Hg.): Religion subjektorientiert erschließen. Jahrbuch der Religionspädagogik, Band 38, 2022
- 3 Vgl. u.a. dazu die Arbeiten von A.-K. Szagun z.B. in: „Wie kommt Gott in Kinderköpfe“ 2017, S. 63
- 4 Vgl. die religionspädagogischen Ansätze, die seit den 1980er Jahren in der Gemeindepädagogik stark wurden und von E. Lange die programmatische Wendung „Kommunikation des Evangeliums“ aufnahmen bis hin zu C. Grethlein und M. Domsgen.
- 5 So titelte noch die EKD in ihrer Bildungsschrift zu Kitas „Wo Glaube wächst und Leben sich entfaltet.“
- 6 Die Stufenmodelle zur religiösen Entwicklung lassen sich schnell in dieser Richtung missverstehen.
- 7 Vgl. dazu meine methodische Anregung https://www.rpz-heilsbronn.de/Dateien/Materialien/Methoden/menzke_methodische-anregungen_kinderglaube.pdf
- 8 A.-K. Szagun: Dem Sprachlosen Sprache verleihen. Rostocker Langzeitstudie zu Gottesverständnis und Gottesbeziehung von Kindern, die in mehrheitlich konfessionslosem Kontext aufwachsen, 2006
- 9 in: A.-K. Szagun, S. Pfister: Wie kommt Gott in Kinderköpfe, 2017, S. 63
- 10 Szagun hatte ihre Forschungen begonnen, weil die Stufenmodelle für ihre Kinder nicht zutreffend waren. Insbesondere richtete sie ihre Kritik an der Aussage aus, Kinder könnten erst in der späteren Kindheit metaphorische Sprache verstehen.
- 11 So die erste Entwicklungsaufgabe des Kindes nach Erikson
- 12 Vgl. u.a. die Arbeiten von H.-J. Fraas, F. Oser, F. Schweitzer, F. Harz
- 13 Vgl. dazu den Ansatz der religionssensiblen Bildung https://www.die-bibel.de/ressourcen/wirelex/8-lernende-lehrende/bildung-religionssensible und zum Umgang mit Kinderfragen https://www.rpz-heilsbronn.de/Dateien/Materialien/Methoden/menzke_methodische-anregungen_kissenuebung.pdf
- 14 Vgl. dazu S. Müller-Langsdorf: Überleben im Binsenkörbchen; in: TPS 5/2004, S.33-35
- 15 Vgl. dazu A. Biesinger: Gott mit Kindern wieder finden, 1995, S.17ff
- 16-18 H. Hilt in: Religion von Anfang an. Religion mit Kindern bis drei Jahren in Kindertageseinrichtungen, 2010, S.15f
- 19 So der programmatische Titel der Handreichung der EKD zu Kindertageseinrichtungen „Kinder in die Mitte“, 2020
- 20 F. Karcher/P. Freudenberger-Lötz/G. Zimmermann: in: Selbst Glauben, 2. Auflage 2017, Einleitung S. 17
- 21 Der Ansatz des Theologisierens mit Kindern bringt dieses Anliegen immer wieder ein. Es geht dabei um das Theologisieren für Kinder, um ihnen Impulse zum Nachdenken zu theologischen Fragen zu geben, das Theologisieren mit Kindern um das dialogische, kokonstruktive Nachdenken zu stärken und das Theologisieren von Kindern, in dem Kinder selbst als Theolog:innen ernst genommen sind und auch Erwachsene von ihnen lernen können.
- 22 Hilfreich zum Thema Partizipation sind die Stufen der Partizipation nach Schröder (1995). Eine grundlegende Auseinandersetzung mit dem Thema finden Sie in: R. Hansen/R. Knauer/B. Sturzenhecker: Partizipation in Kindertageseinrichtungen, 2015
- 23 Im Bereich des Gottesdienstes mit Kindern möchte ich in diesem Zusammenhang auf das Konzept der Kinderkathedrale hinweisen, in dem Kinder den Kirchenraum entdecken und sich aneignen.
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